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Die Qualität des Weines hängt stärker von günstigen Boden- und
Witterungsverhältnissen ab als die des Bieres, dafür ist das
Herstellungsverfahren beim Bier komplizierter als beim Wein. Zuerst
muss die Gerste gemälzt und zu einem Aufguss oder Absud aufbereitet
werden; diesem wird der empfindliche Hopfen als Würze beigegeben. Nach
dem Brauen kann das Getränk vergoren werden, schließlich reift es und
gärt nach.
In den einzelnen Stadien der Bierherstellung versucht der Brauer dem
Getränk im Hinblick auf Aroma, Geschmack und Finish seine eigene Note
zu verleihen. Dazu muss er die Süße des Gerstenmalzes, die würzige
Trockenheit des Hopfens und die Fruchtigkeit der Hefe, die bei der
Gärung zugesetzt wird, sorgfältig ausbalancieren und in ein
ausgewogenes Verhältnis bringen. Diese Eigenschaften treten bei einem
frischen Bier deutlich hervor, und zwar besonders dann, wenn es nicht
pasteurisiert wurde.
Je nach Biertyp werden die Rohstoffe in einem andern Verhältnis
verwendet, aber immer muss der Brauer darauf achten, dass ein
harmonisches Gleichgewicht entsteht. Ein Küchenchef möchte vielleicht,
dass ein Gericht delikat, ein anderes dagegen deftig ist, doch müssen
beide ein abgerundetes Geschmacksbild aufweisen. Beinahe genauso
wichtig wie das ausgewogene Verhältnis der einzelnen Bestandteile ist
die spezifische Ausprägung des Biers. Der Bierkenner weiß, dass sich
jede Sorte durch ganz bestimmte charakteristische Merkmale auszeichnet,
darüber hinaus aber auch ihren eigenen, individuellen Charakter zum
Ausdruck bringen sollte.
Bei jedem Schluck eines guten Bieres sollten sich dem Bierkenner neue
Aroma- und Geschmacksdimensionen eröffnen. Die individuelleren Biere,
vor allem die dunklen Sorten, weisen oft eine sehr subtile Färbung auf;
die meisten Biertypen haben eine feste Schaumkrone, wenn die
Kohlensäure bei der Gärung natürlich entstanden ist und ihnen kein
Kohlendioxid eingespritzt wurde; ein Bier mit natürlicher Kohlensäure
hinterlässt nach jedem Schluck Brüsseler Spitzen am Glas.
Trübung und Aroma
Normalerweise sollten konventionelle Biere klar sein, doch kann es durch zu starke Kühlung bei einem reinen Malzbier guter Qualität zu einer so genannten Kältetrübung kommen. Sobald das Bier eine Temperatur von etwa 7 ° C erreicht, müsste diese Trübung allerdings nachlassen. Darüber hinaus besteht bei herkömmlichen Bieren die Gefahr, dass sie vom Moment an, wo sie die Brauerei verlassen, immer schlechter werden. Solche Biere sollten schnell getrunken werden; sie sind zur Lagerung nicht geeignet.
Wird auf dem Etikett auf die Nachgärung in der Flasche hingewiesen, so enthält das Bier lebende Hefe; wenn man es beim Einschenken an der notwendigen Sorgfalt mangeln lässt, bekommt das Bier einen Hefegeschmack. Schädlich ist dieses Sediment allerdings nicht. Sehr stark in der Flasche nachgegorene Bräus werden mit zunehmendem Alter immer besser. In der Flasche nachgegorene Ales haben von Natur aus ein sehr fruchtiges Aroma.
Ein unangenehmes, an feuchtes Papier erinnerndes Aroma ist bei jedem Bier ein Zeichen von Oxidation (was schlicht bedeutet, dass das Bier schal geworden ist). Hat das Bier einen krautigen oder schlechten Geschmack, so kann man daraus schließen, dass es entweder der Beleuchtung beim Händler oder der Sonne ausgesetzt war und dadurch verdorben wurde.
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