Rückblick auf das 46. Lahnsteiner Bierseminar |
Dienstag, 19. Januar 2016 | |
Quelle: Lahnsteiner Brauerei GmbH & Co. KG
Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren feierte das Lahnsteiner Bierseminar im Dezember 2015 Premiere. Seither stellt es an sich selbst den Anspruch den Blick über den deutschen Tellerrand zu erheben und ihn in die große weite Welt des Bieres schweifen zu lassen. Dieses gelang im Rahmen der letzten Veranstaltungen so erfolgreich, dass die eigenen und die regionalen Biere dabei fast auf der Strecke blieben. Doch dahinter steckte pure Taktik – der Lahnsteiner Braumeister Henrik Rohmann hatte sich einfach nur einige ganz besondere „Schätzchen“ für die Weihnachtszeit aufgespart, so dass dieses 46. zum „echt“ Lahnsteiner Bierseminar werden konnte – mit kleinen Ausnahmen.
Die Aufgabe des Begrüßungsschlucks übernahm – passend zur dunklen Jahreszeit – ein dunkles, ja sogar fest schwarzes Bier – das obergärige Lahnsteiner Schwarzbier. Mit seinen malzigen und röstigen Aromen passt es gut zu Süßigkeiten. Passend wiederum dazu feierte die Lahnsteiner Brauerei die Wiedergeburt ihres „Lahneckchens“. Das alte Lahneckchen war zunächst gestorben da dessen Hersteller, das Cafe Stigler in Lahnstein, vor kurzem seine Tore schloss. Doch mit dem Cafe Maaß in Braubach konnte ein würdiger Nachfolger gefunden werden. Herr Maaß übernahm die Rezeptur der Lahneckchen Praline und produzierte kurz vor dem Verkauf der allerletzten Lahneckchen die erste neue Charge.
In sehr dunklen bis schwarzen Bieren tauchen gerne auch rauchige Aromen auf. Diese kann man zu einer echten fränkischen Spezialität kultivieren, dem Rauchbier. Ein solches braut die Brauerei Göller in Zeil am Main mit 12,8 % Stammwürze und 4,9 Vol.-% Alkohol. Wer zuvor gemutmaßt hatte, dass sich gegen das köstliche Aroma des Schwarzbieres und des Lahneckchens nichts mehr durchsetzen kann, der konnte hier erfahren dass Rauch fast jedes Aroma zu übertrumpfen fähig ist. Nach einem so intensiven Aroma kann nur ein Starkbier folgen – in diesem Fall mit Kiesbyes Waldbier 2015 ein starkes Jahrgangsbier mit 7,2 Vol.-% Alk.. Die österreichischen Bundesforste und Axel Kiesbye, Braumeister der Trumer Privatbrauerei Josef Sigl und Inhaber von Kiesbyes Bierkulturhaus, haben 2011 erstmalig ein ganz besonderes Bier auf den Markt gebracht. Unter der Bezeichnung Waldbier gibt es seit 2011 jedes Jahr ein neues Bier, welches nicht nur mit Malz und Hopfen, sondern auch mit besondern Waldprodukten gebraut wird. Die Idee an sich ist nicht ganz neu: Schon die Kelten verfeinerten ihre Biere mit den Schätzen des Waldes. Diese Tradition wurde nun neu belebt und erfährt nun jedes Jahr eine besondere Fortsetzung – 2011 mit den Maitrieben der Hochgebirgstanne, 2012 mit Zirbenzapfen, 2013 mit Lärchenzapfen und –Jungtrieben, 2014 mit Kiefernzapfen und schließlich 2015 mit versteinertem Fichtenharz.
Zurück zu Lahnstein und seinen eigenen Craftbieren. Für diese bietet die Lahnsteiner Brauerei seit kurzem einen Holz-Geschenkträger wie in der Abbildung für drei Flaschen 0,33 l an. Spontan verlockte er Dr. Markus Fohr zum Kommentar: "Der ist so knuffig, dass man ihn am liebsten mit ins Bett nehmen möchte."
Doch der Träger ist nicht nur knuffig, er beherbergt auch viele interessante Biere, darunter in gewisser Weise auch zahlreiche Waldbiere. Bereits seit mehreren Jahren bietet die Lahnsteiner Brauerei diverse holzfassgereifte Biere an. Frische Editionen des hellen Doppelbocks Martinator gereift auf Holzchips aus Bourbon-Whisky- oder Cognacfässern sowie auf Buchen- und Sandelholz sind gerade abgefüllt. Erstmal zu Weihnachten 2015 erfährt nun der Holzweg seine Fortsetzung mit zwei Varianten Martinator, der einmal auf deutschen und ein anderes Mal auf amerikanischen Eichenholzchips reifte. Die sprichwörtliche „Deutsche Eiche“ und der helle Doppelbock scheinen aromatisch nur aufeinander gewartet zu haben und fügen sich harmonisch ineinander. Nach dieser hölzernen Phase entwickelte sich der Abend nun endgültig zu einer starken Sache. Donka Fohr, frisch zertifizierte Bierbotschafterin IHK, präsentierte die neue Edition Honigbier. Honigbier hat eine uralte Tradition – schon die alten Germanen wussten ob seiner Vorzüge. Als deren direkte Nachfahren brauten die Lahnsteiner Bier-brauer als ersten Test eine kleine Menge Honigbier im Jahr 2014. Der Test entfachte die Lust auf mehr und so schaffte man einen kleinen Tank an und vergor im Herbst 2015 mit naturbelassenem Blütenhonig aus der Heimat eine etwas größere Menge Honigbier – mit 200 Litern aber wirklich nur etwas. So wie die Biene kann auch das Honigbier ein schmerzlicher Genuss werden, wenn man es nicht ausreichend achtet und ihm nicht mit dem gebührenden Respekt begegnet. Seine Farbe ist heller als die des Honigs, eher strohblond mit einer sehr sanften Trübung und einem dezenten sanften Schaumhäubchen. Im Duft könnte man das Bierglas beinahe mit dem Honigglas verwechseln, so angenehm aber dennoch deutlich und dominant umschmeichelt der Honig die Nase. Leicht prickelnd und mit einer sehr de-zenten Süße, die vielleicht aus dem Honig, vielleicht aber auch aus dem Malz kommt, perlt es auf die Zunge und breitet sich vollmundig im Gaumen aus. Erst im Nachtrunk offenbart es wiederum den Einfluss des Honigs aber auch eine leichte Bittere, die man ihm ob des dezenten Hopfengehaltes gar nicht recht zutraut. Ein rundum rundes Craftbier, dem man in perfektem Denglisch eine verdächtig hohe Drinkability attestieren darf. Runde Augen rollen beim Blick auf das Etikett das offenbart, was der Zunge verborgen blieb: Einen Alkoholgehalt von 11,7 % - sagenhaft wie die alten Germanen eben. Bierbotschafterin Donka Fohr empfiehlt den Genuss im Verein mit einen würzigen Ziegen-Bierkäse. Auch einer Weisheit aus ihrem Geburtsland Bulgarien könnte das Honigbier erfüllen: Betrunkene Frau – lustiges Bett. Basis eines jedem Eisbocks ist ein ohnehin schon starkes, aromaintensives Bier oft in Starkbierqualität. Diesem entzieht tiefer Frost Flüssigkeit durch Ausfrieren, so dass das resultierende Bier noch stärker wird. Oder es wird auch noch stärker durch ein zweites oder drittes oder viertes Ausfrieren...
Basis des Rohminator Eisbock Edition 2015 ist ein solcher fruchtiger und wuchtiger, obergäriger und naturtrüber Tripelbock, der selbst im Geburtszustand bereits 10 % Alkohol aufweist. Dreimal ausgefroren erreicht er exakt 14,84 % und gefühlte dreimal intensivere Sinneseindrücke. Seine Farbe zeigt sich im direkten Sonnenlicht als sattes Honiggelb, in das die Sonne und die sanfte Trübung einen mystischen Schleier hinein zaubern. Eine wirkliche Schaumkrone lässt der kräftige Alkoholgehalt gar nicht zu. Dennoch kennzeichnet ein sanftes Prickeln den Antrunk. Vorher taucht die Nase in einen interessanten Duftmix ein, der an Lorbeerblätter erinnert und dessen leichte Schärfe auf die Stärke dieses Trunks hindeutet.
Im Trunk dominieren zunächst ein sanftes Prickeln und eine vollmundige Süße, bevor sich die bereits in der Nase spürbaren Aromen mehr und mehr durchsetzen. Das leicht wärmende Mundgefühl und eine dezente Schärfe im Abgang weisen erneut auf die Wuchtigkeit des Eisbocks hin. Leichte Bitter- und Pfeffernoten verbunden mit Lorbeertönen runden das Aroma zu einem harmonischen Ganzen ab. Rohminator Eisbock zeigt sich als echtes Stand-Alone-Bier. Die meisten Speisen sind ihm gar nicht gewachsen. Eine Ausnahme bilden Gulasch, Gulaschsuppe oder Wild, in denen sich ebenfalls Lorbeertöne finden. Süße Schokoladentorten, Nuss-Nougat-Pralinen oder reife, aromatische Käse könnten zumindest den Hauch einer aromatischen Chance haben. In einer Runde mit Freunden am prasselnden Kaminfeuer mit tosendem Wintersturm vor dem schützenden Fenster ist dieser Eisbock nicht zu schlagen – außer vielleicht von sich selbst nach einigen Jahren Reifezeit im Bierkeller. Die nächsten Bierseminare finden 2016 statt: 3. März (Damenbierseminar), 23. April (Tag des deutschen Bieres), 2. Juni, 7. Juli (Bierkellerführung). Die Biere und Themen sind wie immer das am besten gehütete Geheimnis der Lahnsteiner Brauerei – Anmeldung unter Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können |
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