Regionalkonzepte bei Schneider Weisse am runden Tisch im Fokus |
Mittwoch, 19. Februar 2014 | |
Quelle: Weisses Bräuhaus G. Schneider & Sohn GmbH
Erzeuger, Verbände und Politik begegneten sich beim Rohstofftag 2014 auf Augenhöhe
Am 12. Februar 2014 begrüßte Schneider Weisse in Kelheim knapp 100 Vertreter der Politik, verschiedenster Verbände entlang der Wertschöpfungskette – u.a. des Bauernverbands –, der Hopfenzüchter und Mälzer sowie Landwirte, um das erfolgreich etablierte Regionalkonzept der Brauerei vorzustellen und über den zukünftigen Stellenwert von Regionalität bei der Herstellung von Lebensmitteln zu diskutieren. Hochkarätige Referenten setzten Impulse und förderten mit aufrüttelnden Thesen die Diskussion unter den Teilnehmern. Auch das Format der Veranstaltung baute auf Nähe, engen Dialog und partnerschaftliches Miteinander. Es gab kein Podium, keine moderne Vortragstechnik. Die Referenten saßen mit Veranstalter und Moderator am runden Tisch, der einen regionalen Stammtisch symbolisierte. Mit dem erstmals veranstalteten Rohstofftag wollen Brauereichef Georg Schneider und sein Braumeister Hans-Peter Drexler den Dialog zwischen Erzeugern, Verbänden und Politik starten und eine Plattform etablieren, auf der die Beteiligten losgelöst vom beruflichen Alltag Erfahrungen austauschen, Netzwerke bilden und sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzen können. Einigkeit herrschte am Ende darüber, dass regional optimal und Schneider Weisse mit der Veranstaltung ein umfassendes Bild zur Darstellung der aktuellen Situation gelungen ist. „Wir haben in letzter Zeit beobachten können, dass die Menschen hier in Deutschland zunehmend nachdenklicher werden und die Herstellung sowie die Rohstoffe, aus denen unsere Lebensmittel hergestellt und speziell unser Bier gebraut werden, hinterfragen. Verbraucher leben bewusster, und dazu gehört das Wissen um die Lebensmittel, die wir täglich konsumieren. Der Anteil der Qualitätsverbraucher nimmt unserem Empfinden nach kontinuierlich zu. Uns als traditionelles Markenunternehmen begeistert diese Entwicklung, denn wir brauen nicht einfach nur Bierspezialitäten, wir verkaufen ein Stück Heimat und Lebensgefühl. Da wir vor 20 Jahren unser Regionalkonzept aufgebaut haben und dies kontinuierlich gemeinsam mit unseren Erzeugern und Partnern erfolgreich weiterentwickeln, war für uns der Zeitpunkt gekommen, dem Dialog entlang der Wertschöpfungskette eine Plattform zu bieten. Mit dem ersten Rohstofftag hier in Kelheim, hier in der Region, aus der der Großteil unserer Rohstoffe stammt, setzten wir ein Zeichen. Wir appellieren an Verantwortliche aus der Politik, regionale Konzepte wie das unsere zu unterstützen, verantwortungsbewusste Familienunternehmen anzuhören, und wir fordern Verbraucher auf, Informationen von allen Beteiligten zu fordern.“ Mit diesen Worten begrüßt Brauereichef Georg Schneider die knapp 100 geladenen Gäste und legt die Zielsetzung des Rohstofftags dar. Schneider Weisse-Braumeister Hans-Peter Drexler erläutert einleitend die Grundpfeiler des Regionalkonzepts der Brauerei: „Wir haben uns vor vielen Jahren auf den Weg gemacht, weil wir als Hersteller Verantwortung für unsere Umwelt übernehmen müssen und so einen kleinen, aber doch entscheidenden Beitrag zur globalen Nachhaltigkeitsbestrebung beitragen können. Die Rückmeldungen und unser Erfolg bestätigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber wir wissen, dass dieser Weg noch lange nicht zu Ende ist.“ Er hat in der Entwicklung und Umsetzung des Konzepts den Begriff des Regionalindex aus der Taufe gehoben. Dieser belegt in Zahlen, welcher Anteil im Bereich der Rohstoffe aus der Region stammt und wie es um die Energieeffizienz der Brauerei bestellt ist. Dass sich das Engagement im Rohstoffbereich auch positiv auf die Qualität der Biere auswirkt, bestätigen verschiedenste Auszeichnungen und Rückmeldungen der Verbraucher täglich auf ein Neues. Globale Betrachtung: Ethisches Spannungsfeld zwischen Klimaschutz, Energiewende und Lebensmittelversorgung
Michael Windfuhr spannte in seinem mitreißenden, aber auch nachdenklich machenden Referat einen Spannungsbogen beginnend bei der Welternährungskrise 2007/2008 bis hin zu dem nachlässigen Umgang mit Lebensmitteln in unserer Überflussgesellschaft. Er legte die globalen Zusammenhänge dar und dass weltweit derzeit in der Theorie ausreichend Lebensmittel zur Verfügung stehen, aber dennoch in vielen Ländern extremer Hunger herrscht. Er fordert drastische Maßnahmen, um den Zustand der Lebensmittelverschwendung zu stoppen und die falschen Ansätze in den global funktionierenden Lieferketten zu überdenken. „Wir müssen uns schnellstens um eine Lösung der Welternährungsthematik kümmern, und diese führt fast logischerweise zu Regionalkonzepten. Das Nachdenken über regionale Rohstoffe und Regionalisierung ist der Beginn, aus dem Teufelskreis der globalen Verschwendung auszubrechen“, zieht Windfuhr abschließend Bilanz.
Tatsächlicher Wasserverbrauch ist nur ein Bruchteil des virtuellen Wasserverbrauchs
Diplom-Biologe Nikolaus Geiler konfrontiert die Teilnehmer anhand einfach nachvollziehbarer Beispiele mit dem Fakt, dass der tatsächliche Wasserverbrauch jedes Menschen nur ein geringer Prozentsatz des sogenannten virtuellen Wasserverbrauchs ist. Jedes Konsumgut, jedes Lebensmittel, das weltweit hergestellt und in Deutschland gekauft und konsumiert wird, verbraucht in den Erzeugerländern Wasser: „Unser mittlerweile vollständig globaler Konsum führt an anderen Stellen in der Welt, zu einem vielfach höheren Einsatz von kostbaren Wasserressourcen. Wasser, das in diesen Ländern dringend gebraucht und immer knapper wird. Anhand dieser von mir dargelegten Zahlen ist es nicht unser vordergründiges Problem, hier in Deutschland den tatsächlichen Wasserverbrauch weiter zu optimieren. Wir müssen global den virtuellen Verbrauch drastisch senken. Und dies ist nur durch regionales Handeln und Umdenken möglich“, führt er weiter aus. „Regional ist optimal und daher bin ich jeder Brauerei dankbar, die sich Gedanken um regionale Konzepte macht.“
Von der globalen Sichtweise zu regionalen Möglichkeiten und Erfolgskonzepten
Dr. Michael Lüdke, Geschäftsführer für den Arbeitsbereich Ernährung im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, legte die vielfältige Unterstützung regionaler Aktivitäten des Ministeriums dar und zeigte die Wichtigkeit von Qualitätssiegeln als Sicherheit und Orientierung für die Verbraucher auf. Friedbert Förster, Marketingleitung Hofpfisterei, hat die Anwesenden auf den zuerst steinigen Weg der Hofpfisterei bei der Umsetzung ihres regionalen Biokonzepts mitgenommen: „Zu Beginn waren die Widerstände besonders aufseiten der Landwirte sehr groß, als Herr Stocker sie auf der Suche nach Mitstreitern von einer ökologischen Landwirtschaft überzeugen wollte. Die Zeit hat ihm recht gegeben, und die Verbraucher schätzen bis heute, dass sie glaubwürdig informiert und an den Überlegungen eines Unternehmens teilhaben können.“ 20 Jahre, in denen die Hofpfisterei ausschließlich Brote aus ökologischen und meist regionalen Rohstoffen herstellt, haben bewiesen, dass ein Regionalkonzept erfolgreich sein kann und von den Verbrauchern geschätzt wird.
Alle Diskutanten und Teilnehmer des ersten Rohstofftags waren sich einig: Regionalität ist ein wichtiger Baustein, um die globale Lebensmittelversorgung nachhaltig positiv zu verändern. Schneider Weisse wird zukünftig im Rhythmus von zwei Jahren zum Rohstofftag nach Kelheim einladen, um so den Regionalitätsgedanken nachhaltig zu fördern. |
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