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Rückblick auf das 29. Lahnsteiner Bierseminar
Donnerstag, 20. März 2014
Quelle: Lahnsteiner Brauerei GmbH & Co. KG

Einen Tag nach Aschermittwoch lichtete die „Karnevalskrankheit“ die Reihen der Bier-seminaristen deutlich. Doch was des sprichwörtlichen Einen Leid ist, das stellte sich auch hier als des Anderen Freud´ heraus. Schon lange hatte der Stammtisch des Lahnsteiner Bierseminars auf eine weitere Bierkellerführung gehofft. Eine Hoffnung, die bei den jüngsten Veranstaltungen bedingt durch die hohen Teilnehmerzahlen nicht erfüllt werden konnte – an diesem 6. März 2014 war es nun so weit.

Ein Bierkeller ist so etwas ähnliches wie ein Weinkeller, nur dass man dort eben Bier ein-kellert. In einem idealen ist es Bierkeller dunkel, möglichst konstant um die 10 °C temperiert und von mittlerer Luftfeuchtigkeit um 65 %. Alle Biere bilden bei längerer Lagerung einen Bodensatz. Daher sollten die Flaschen stehend gelagert und beim Ein-schenken dekantiert werden. Ausnahme: Flaschen mit Naturkork sollten liegend lagern, damit der Naturkorken nicht austrocknet und reißt.
 
Diese Biere bevölkern einen Bierkeller in Lahnstein wie anderswo:
- Biere mit einem Alkoholgehalt von 6,5 – 7,0 % oder mehr konservieren sich fast von selbst. Sie enthalten außerdem viele Gärungsnebenprodukte, die im Verlauf der Lagerung interessante Geschmacksvariationen bieten.
- Spontan vergorene Biere sind unabhängig von ihrem Alkoholgehalt lagerfähig, da sie relativ sauer sind und da alle Zucker vergoren sind.
- Dunkle Biere sind lagerfähiger als helle.
- Filtrierte Biere sind lagerfähiger als trübe Biere.
- Pasteurisierte Biere sind lagerfähiger als nicht pasteurisierte Biere.
- Biere in möglichst großen Flaschen.

Folgende Veränderungen laufen während der Lagerung ab:
- Die Hopfenbittere baut sich ab.
- Der alkoholische Eindruck nimmt zu.
- Aromen von Sherry, Cognac und Vanille nehmen zu.
- Das geschmackliche Optimum ist häufig nach etwa drei bis fünf Jahren erreicht. Im Einzelfall kann dies ganz anders sein.

So weit zur Theorie. Praktisch begaben sich die Bierseminariten nun einige Treppen hinab in den Bierkeller, der im alten Stadtgraben Oberlahnsteins liegt. Dort finden sich neben zahlreichen internationalen Starkbierspezialitäten auch die Jahrgänge der Starkbiere „Schnee Bock“ und Martinator der Lahnsteiner Brauerei. Seit November 2010 finden von jeder Abfüllung einige Kasten den Weg in den Bierkeller. Die ältesten Biere sind nun also über drei Jahre gereift.
 
An dieser Stelle stellt automatisch ein Teilnehmer die Frage: „Die Biere sind aber doch abgelaufen!“ Das sind sie auch, doch das Mindesthaltbarkeitsdatum ist eben kein Weg-werfdatum, wie die frühere Bundes-Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner so treffend formulierte. Gerade ein Starkbier hält sich durch den hohen Alkoholgehalt endlos lange. Dies hat mittlerweile auch der Gesetzgeber erkannt und entschieden, dass Starkbiere mit einem Alkoholgehalt über 10 Vol.-% nicht mehr mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum aus-gezeichnet werden müssen, da ein Verderb ausgeschlossen ist. Gesundheitsgefährdend kann auch ein normal starkes „abgelaufenes“ Bier durch den niedrigen pH-Wert von Bier niemals sein.

Die Verkostung der beiden gereiften Starkbiere bestätigte die trockene Theorie in vollem Umfang – und dies auf für alle Sinne genussvolle Weise. Die Hopfenbittere ist nach gut drei Jahren verschwunden. Malzige und süßliche Noten nahmen erkennbar zu, der Geschmackseindruck wird insgesamt intensiver und die Farbe insbesondere beim hellen Bock kräftiger. Dieser zeigt auch in Duft und Geschmack Noten beginnender alkoholischer Schärfe und Anklänge getrockneten Dörrobsts, von Portwein und Sherry.
 
Doch mit zwei Bieren gaben sich die Teilnehmer in keinster Weise zufrieden. Zahlreiche weitere bis zu drei Jahre gereifte Biere begeisterten:
- Brauwelt Jubiläumsbier 2012 aus der Brauerei Rittmayer in Mallersdorf
- Bulgarischer „Stolichno Bock“ aus der Brauerei Zagorka in Stara Zagora
- Hachenburger India Pale Ale aus der Westerwald-Brauerei in Hachenburg
- Wipprator aus der Museums- und Traditionsbrauerei Wippra im Harz
- Caulfield aus der Braustelle, Köln
- Infinium aus der Staatsbrauerei Weihenstephan, Freising.

Als Höhepunkt der Veranstaltung präsentierte Dr. Markus Fohr das neueste Editionsbier der Lahnsteiner Brauerei: Den Cascade Bock. Dieser basiert auf dem hellen Doppelbock Martinator und reifte auf dem US-amerikanischen Aromahopfen Cascade. Dieser Hopfen genießt in der Szene der Craftbrewer mittlerweile Kultstatus und avancierte zum be-liebtesten Aromahopfen der USA. Seine charakteristischen Zitrus- und Grapefruitnoten verleihen zahlreichen India Pale Ales ihr typisches Profil. Und genau diese typischen Aromen lassen auch den Cascade Bock ein Feuerwerk der Sinne zünden. Schon das Auge taucht gierig in den sattgoldenen, fein trüben Körper ein. Düfte wie aus einem tropischen Fruchtcocktail umschmeicheln Nase und Gaumen. Harmonisch bilden Hopfenbittere und Hopfenaroma einen aromatischen Bogen mit den vollmundigen Malznoten des Doppelbocks. Ein „Stand-Alone-Beer“, das weder Anlass noch Speise braucht um jederzeit zum Genuss zu werden.

Die nächsten Bierseminare finden 2014 am 10. April, 8. Mai, 5. Juni 3. Juli, 4. September, 2. Oktober, 6. November und 11. Dezember statt. Die Themen sind wie immer das am besten gehütete Geheimnis des Lahnsteiner Brauerei – Anmeldung unter Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können  
 
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